Freitag, 3. August 2007

gehen lassen
schneckle, 12:52


Auch diese Tage haben ihr Gutes. Traurigkeit und Zorn lassen keinen Platz für die allmorgendliche Frage Was ziehe ich heut nur wieder an. Da wird gegriffen was oben auf dem Berg liegt, ungeachtet der Farbzusammenstellung, ungeachtet der morgendlichen Wetterverhältnisse, ungeachtet des Frischezustandes. Warum auch, bin es selbst nicht mal.

Anders bei unserem ersten Treffen. Um neun Uhr morgens habe ich es Frau K. erzählt. Darum bemüht nicht mit dieser schrill, zittrigen Stimme in den Hörer zu kreischen. Es sollte sich nebensächlich und belanglos anhören. "Ich bekomme heut Nachmittag Besuch. Er kommt." Ich muss mich am Fensterbrett abstützen, so zittern mir die Knie. "Was? Er kommt. Wann?" "Um 12 will er mich abholen. Er ist heut Nacht losgefahren und heut morgen hier angekommen." Wenn ich möchte, kann ich so ungemein gelangweilt klingen. "Und wo ist er jetzt? Wie er ist heut Nacht losgefahren, warum das denn?" Ich ringe mit mir, soll ich ihr jetzt alles erzählen? "Pff…er hat gesagt er konnte nicht schlafen und da ist er losgefahren. Wo er jetzt ist weiß ich auch nicht." "Und du, du schickst dich jetzt schon den ganzen Morgen auf?" Natürlich schick ich mich auf. Bin extra schon um sechs aufgestanden. Das volle Programm, Maniküre, Pediküre, Haare, Peeling, Dusche, Creme hier, Duft da, stundenlanges Klamotten probieren, Augenbrauen richten, schminken, frisieren, noch mal umziehen, Nagellack trocknen lassen, Schmuck raussuchen, Tasche und Schuhe wählen und und und. "Nö, er kommt ja erst gegen 12, ich wollt noch ein bisschen lernen." Warum hab ich das denn grad gesagt? So ein Blödsinn. "Na, dann wünsch ich euch beiden viel Spaß. Bleibt er über Nacht?" "Bist du verrückt. Wir gehen einen Kaffee trinken und dann fährt er weiter nach H."

Weiter nach H, ich war wohl nicht die einzige die Blödsinn erzählt hat.

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