Donnerstag, 20. März 2008

Karfreitag
referral, 01:08


Übermorgen, bzw. morgen wenn ich langsam tippe, ist Karfreitag. Früher war das traditionell ein Tag um zuerst einen Fisch zu essen (oder wie in meinem Fall alibimäßig an einem Fischbrötchen zu riechen) und diesen dann ausgiebig schwimmen zu lassen - wahlweise in Bier oder Weinschorle. Um ihm final den Garaus zu machen wurde Hochprozentiges nachgekippt. Zum Vollzug dieser Tätigkeiten fuhr man mit dem Fahrrad an einen der umliegenden Seen, da die dort ansässigen Angelsportvereine alles zu diesem Zwecke nötige feilboten. Es war meist eine lustige und gesellige Angelegenheit, vor allem ab ca. 15 Uhr (Start war üblicherweise zehn Uhr). Eigentlich ist es ein Wunder, dass es in all den Jahren niemanden in den See gehauen hat und man keine Ertrunkene zu vermelden hat. Es gab diverse Stürze vom Rad und meine heiß geliebte Sonnenbrille musste dran glauben, aber im Großen und Ganzen hielten sich die Schäden an Objekt und Mensch in mehr als erträglichen Grenzen. Die fettreiche Grundlage in Form eines Backfisches garantierte bei den meisten auch eine erstaunliche Durchhaltefähigkeit (wie ich das geschafft habe ist mir ein Rätsel) und den Wirten im Ort stand eine Mischung aus Panik und Gewinnsucht ins Gesicht geschrieben, wenn wir am späten Nachmittag in die Kneipen einfielen. Noch vor Mitternacht war der Spuk allerdings vorbei. Backfisch hin oder her, irgendwann ist Sense - vor allem, wenn um 21 Uhr irgendjemand auf die bescheuerte Idee kam, dass Höchstprozentige Mischgetränke in einem Literglas doch nun mehr als angebracht seien. Widerspruch gab es da schon keinen mehr und was bezahlt ist... Sie wissen schon.
Nett war auch immer der Ostersamstag, wenn man sich zufällig wieder vor der Kneipe traf um das Fahrrad zu holen, das man in einem Anflug von partieller Weisheit des Nachts dann doch lieber hat stehen lassen. Wenn es nach 11 Uhr war konnte man das Osterfest mit einem Frühstücksbier würdig in die zweite Phase überführen, die der Familie vorbehalten war.

Seit ein paar Jahren ist dieses Karfreitagsritual eingeschlafen und ich weiß nicht so recht, ob ich es vermisse. Auf der einen Seite schon, denn es war meistens extrem witzig. Andererseits war das eine andere Zeit, wir waren anders, alles war anders. Und letztlich müsste ich dafür dieses Scheissfahrrad, das ein einziges Ärgernis bis übermorgen morgen (ich tippe zu langsam) wieder in Gang bringen, was meines Erachtens nicht zu machen ist. Dieses Fahrrad ist mit einem Fluch belegt und behält einen fahrfähigen Zustand maximal 12 Stunden bei. Danach fällt irgendwo irgendwas ab oder - besonders beliebt - die Kette zickt.
Aber vielleicht besorge ich mir am Freitag einen Backfisch. Der alten Zeiten wegen, auch wenn ich damals gar keinen gegessen habe.

Gastbeitrag

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Als ob man bei euch wüsste, wie man Backfisch macht.

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Naja, die Leute versuchen aber ihr Bestes. Das muss man ja auch honorieren.

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Na, nu machen Sie sich doch mal nicht so sehr zum Sklaven der Zeiger Ihrer Uhr, Herr R.
Jedenfalls für mich ist morgen niemals eine Frage der Uhrzeit, sondern lediglich der Tag, der nach dem Nachtschlaf seinen Anfang nimmt.

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